Sicher lesen lernen mit dem Vokal-Austausch-Verfahren

Dipl.-Päd. Lothar Schmitt

 

 

 

zurück

Auf dem Weg zum geübten Leser

Lesetechnik

Durch Üben wird die Lautsynthese immer sicherer und flüssiger. Das Erlesen automatisiert sich immer mehr. Das Kind erkennt immer häufiger innerhalb der Wörter Teile, die es ganzheitlich erfasst und akustisch zusammensetzt. Er nutzt die „Intrawortredundanz“. Der Leseakt wird dadurch ökonomischer und schneller, das Kind wird frei für die Aufnahme und Verarbeitung semantischer Informationen.

Dies stellt sich bei den meisten Kindern ganz automatisch durch Übung ein.

Kindern, die jedoch weiterhin buchstabenweise lesen und innerhalb eines Wortes keine größere Verarbeitungseinheiten wie Silben oder Morpheme erkennen können, verharren weiter in ihrer unökonomischen Lesetechnik.

Für diese Kinder ist es ganz wichtig, dass Sie durch Segmentierungsübungen in die Lage versetzt werden, Teile innerhalb eines Wortes als Ganzes zu erkennen und so den Erleseprozess ökonomischer gestalten zu können.

Dieses Prinzip wurde in Fibeln und anderen Werken zum Lesenlernen zu Recht schon immer angewandt, wie das folgende Beispiel einer Fibelseite aus 1930 zeigt:

Sinnerfassung

So wichtig die Lesetechnik - das Rekodieren = Umwandeln der Buchstabenfolge in die entsprechende Lautfolge - ist, muss gleichzeitig der eigentliche Sinn des Lesens, die Sinnerfassung des Geschriebenen, von Anfang an im Auge behalten und geübt werden. 

Dies geschieht von Anfang an durch die Arbeit mit sinnvollen Wörtern bzw. Wortteilen und findet die Fortsetzung in einfachen Sätzen, die anfänglich durch Bilder auf ihre Realität hin geprüft werden.

Beispiele aus "Spielend lesen lernen" - Sinnerfassendes Lesen: Sätze Bildern zuordnen

Beispiele aus "Spielend lesen lernen" - Sinnerfassendes Lesen: Fragen Bildern zuordnen

Beispiele aus "Spielend lesen lernen" - Begriffe Sätzen zuordnen

 

Weitere Beispiele:

 Satz zu Bild  L. Schmitt Tiere  L. Schmitt
 
aus sicher lesen lernen Interdidact Heinsberg aus sicher Sätze bauen Interdidact Heinsberg

In der Praxis hat sich gezeigt, dass eigens für das zu fördernde Kind erstellte Lesematerialien in Form einer "Eigenfibel" eine zusätzliche Motivation zum Lesenlernen darstellen und das Üben langfristig positiv beeinflussen. Deshalb seien hier 2 Seiten aus solch einer Eigenfibel vorgestellt:

Eigenfibel: Dominik mit Wörtern Eigenfibel: Lesetext zum Bild

Abschließender Hinweis zum Üben

„Lesen ist die Einkehr in ein spanisches Landgasthaus, in dem der Besucher nur das verzehrt, was er selbst mitbringt.“ So definiert der spanische Philosoph Ortega y Gasset (1883-1955) Lesen.

Lesen ist also ein individueller Prozess. Jeder Leser bringt seine eigenen Vorerfahrungen in den Leseprozess mit ein und liest unterschiedliche Texte auch mit unterschiedlichem Tempo.

Diese Tatsache sollte auch bei Kindern, die noch keine perfekten Leser sind, beachtet werden. Deshalb ist es sinnvoll, Kinder einen Text - und sei er auch noch so kurz – zunächst allein und leise lesen zu lassen. Man sollte sie auch durchaus darauf hinweisen, dass man Wörter, die man nicht gleich  erlesen kann oder nicht versteht, zunächst überspringen kann, denn oft ist es möglich, mit Hilfe der später gelesenen Wörter auf die zunächst ausgelassenen zu schließen.

Lautes Lesen in der Gruppe wird weder dem vorlesenden Kind noch den zuhörenden Kindern gerecht, da jedes Kind sein eigens Lesetempo und einen eigenen Zugang zum Text hat. Beim Lauten Lesen in der Gruppe langweilen sich die guten Leser, während die schwachen Leser unter einem hohen Druck stehen.

An die erste Begegnung mit dem Text durch individuelles leises Lesen sollten sich Fragen zum Inhalt in mündlicher und später auch schriftlicher Form anschließen. Bei widersprüchlichen Aussagen zum Text wird dieser nochmals unter der entsprechenden Fragestellung gelesen. So lernen die Kinder von Anfang an das hypothesenprüfende Lesen des geübten Lesers.

Das hypothesenprüfende Lesen kann noch verstärkt werden, wenn man den Kindern zunächst nur die Überschrift des Textes anbietet und sie fragt, ob sie sich vorstellen können, was in dem Text stehen könnte. Wenn man dann die verschiedenen Aussagen der Kinder notiert, sind diese natürlich sehr gespannt darauf, wer von ihnen den richtigen Inhalt des Textes erwartet hat. 

Haben sich die Kinder mit dem Text vertraut gemacht, kann natürlich auch ein „Vorlesen“ stattfinden. Aber die erste Beschäftigung mit einem neuen Text sollte jedes Kind entsprechend seinen Fähigkeiten selbst gestalten können.

Seitenanfang                                                              zurück